Sonntag, 5. Oktober 2008
Ernährung bei Diabetes
"Es gibt keine spezielle Diabetiker-Diät" - diese Aussage hört man öfter und ist auch teilweise wahr.
"Yeah! Dann darf ich ja alles wie bisher essen!"
FALSCH !
Mit dieser Aussage ist gemeint, dass man sich gesund und ausgewogen ernähren soll, wie der Rest der Welt es auch tun sollte. Nur weil sich die meisten Menschen falsch ernähren, soll man das als Diabetiker nicht auch tun. Man könnte auch sagen, so wie sich Diabetiker ernähren sollten, so sollten sich auch die meisten anderen Menschen ernähren.
Aber auch das ist noch nicht die ganze Wahrheit, denn auch bei einer ausgewogenen Ernährung sollten sich Diabetiker der Risiken bestimmter bewusst sein und ihre Ernährung entsprechend anpassen:
Obgleich die allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Kost, wie sie z.B. von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die Allgemeinbevölkerung herausgegeben werden, als Basis auch für Diabetiker Gültigkeit haben, sind doch zusätzliche ernährungstherapeutische Möglichkeiten gezielt einzusetzen, um dem Diabetiker den größtmöglichen Gewinn für seine Stoffwechselkompensation und die Vermeidung zusätzlicher Risiken und Folgeschäden des Diabetes zukommen zu lassen.
(Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum DDZ Düsseldorf)

Allgemeine Regeln für die Ernährung

Einen guten Überblick bietet der Artikel Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Diabetes. Eine grundsätzliche Regel ist aber für Diabetiker besonders wichtig: Übergewicht vermeiden. Bei Diabetes Typ 2 hilft das dem Körper besser mit dem Blutzucker zurecht zu kommen und prinzipiell wirkt ein normales Gewicht gegen viele metabolische Störungen, für die Diabetiker besonders anfällig sind. Wie sehen die Regeln zusammengefasst aus?

Energieaufnahme

Der Körper braucht täglich eine bestimmte Menge an Energie, die über Kohlenhydrate, Fett und Proteine (Eiweiß) gedeckt werden kann, dabei sollten folgende Anteile an der Energieversorgung vorliegen:
  • 45%-60% über Kohlenhydrate
  • 25%-35% über Fette
  • 10%-20% über Proteine (Eiweiß)
Man sieht, dass es hier einen relativ breiten Rahmen gibt, in dem man sich bewegen kann, allerdings gibt es für jeden Energieträger noch weitere Einschränkungen (kommt noch!).
Betrachten wir die obige Angaben mal an einem konkreten Beispiel, dafür nehmen wir näherungsweise an, dass
  • 1g Kohlenhydrate = 4 kcal
  • 1g Fett = 9 kcal
  • 1g Protein = 4kcal
Dann gilt für einen Tagesbedarf von 2000kcal:
Energieträger % kcal Tagesbedarf in Gramm
Kohlenhydrate 45-60 900-1200 225-300
Fette 25-35 500-700 56-78
Proteine 10-20 200-400 50-100
Wenn man seinen Tagesbedarf kennt, kann man mit einem Taschenrechner sehr leicht seine persönlichen Werte berechnen und dann ein Ernährungstagebuch führen und so kontrollieren, wie viel man so zu sich nimmt und dann vielleicht die Ernährung etwas anpassen.

Kohlenhydrate

"Klasse, ich kann also am Tag 200g Zucker essen!" - Schon wieder falsch, tatsächlich sollte man am Tag maximal 10% des Energiebedarfs über einfachen Zucker decken, die restlichen 35-50% sollten durch Mehrfachzucker gedeckt werden, z.B. über Vollkornprodukte. Des weiteren sollte man Produkte mit einer geringen glykämischen Last bevorzugen, um den Körper beim Blutzucker zu entlasten.

Fett

Auch bei den Fetten gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Arten, bei denen manche gesünder als andere sind, so haben sicherlich viele schon von Omega-3 Fettsäuren gehört, oder das in Kalifornien gehärtete Fette verboten wurden. Das Thema ist vielschichtig und werde ich nochmal gesondert aufgreifen.

Proteine

Proteine sind zwar sehr wichtig für viele Prozesse im Körper, wie z.B. beim Aufbau von Muskelzellen. Allerdings sollten Diabetiker die Maximalmenge von 20% nicht regelmäßig überschreiten (am besten immer deutlich drunter bleiben), da bei Diabetikern eine erhöhte Gefahr einer diabetischen Nephropathie besteht, also einer schweren Erkrankung der Niere.

Vitalstoffe

Zu den Vitalstoffen zählt man gemeinhin Vitamine, Mineralien und sekundäre pflanzliche Vitalstoffe. Diese kann man teilweise (Vitamine und Mineralien) über Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, allerdings gilt dies so nicht für die Vielzahl an weiteren sekundären pflanzlichen Vitalstoffen, die vielfältig auf den menschlichen Körper wirken. Man sollte daher in der Ernährung immer Gemüse, Ost und Vollkornprodukte einplanen , dadurch kann man schon einen großen Teil der benötigten Vitalstoffe zu sich nehmen. Inwiefern man weitere Vitalstoffe über Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen sollte, sollte man sehr genau überlegen und im Zweifelsfall mit seinem Arzt absprechen.
[Vitaminpillen?][Vitamin B1]

Ballaststoffe

Ballaststoffe helfen dem Körper bei der Verdauung und führen in der Regel auch zu einer verlangsamten Aufnahme von Kohlenhydraten - dabei gehören Ballaststoffe teilweise auch zu den Kohlenhydraten, werden aber etwas anders vom Körper verarbeitet. Außerdem helfen Balaststoffe beim Abnehmen, da diese zu einem Sättigungsgefühl führen, ohne dass man davon zunimmt. Allerdings sollte man bei einer ballaststoffreichen Kost darauf achten, dass man genug Flüssigkeit zu sich nimmt, da Ballaststoffe im Darm Flüssigkeit binden und so eventuell zu Verstopfungen führen können. Beim binden der Flüssigkeit werden auch in der Nahrung erhaltene Mineralstoffe mit gebunden, so dass man evtl. mehr Mineralstoffe zu sich nehmen muss.
Eine Nebenwirkung hat die Umstellung auf ballaststoffreiche Kost allerdings auch häufig: Blähungen. So sind Hülsenfrüchte für diese Wirkung bekannt und die enthalten viele Ballaststoffe.

Diätische Lebensmittel

Die Industrie bietet uns heute eine breite Palette an Diabetes geeigneten Lebensmitteln, aber wer bis hierhin gelesen hat, dem sollte eigentlich klar sein, dass auch eine normale ausgewogene Ernährung ausreichend ist und man diese nicht unbedingt braucht. Aber es ist auch kein Teufelswerk und kann durchaus auch in den normalen Ernährungsplan etwas Abwechslung bringen. Wer z.B. nicht auf seinen Schokoladenpudding verzichten möchte, kann statt zu einem herkömmlichen Produkt mit 50g reinem Zucker je 100g auf ein Diätprodukt mit 8g KH/100g zurückgreifen, gleiches gilt auch für Fruchtjoghurts u.ä. ein weiteres Beispiel sind Marmeladen und andere süße Fruchtaufstriche. So enthält eine Darbo Konfitüre ~15g KH / 100g und eine normale Marmelade gut 60g KH / 100g. Selbst bei Nuss-Nougat Cremes gibt es Alternativen, die zumindest etwas das Gewissen beruhigen, so gibt es eine Bio-Creme von Rewe mit 35g KH / 100g und damit immer noch weniger als eine normale Marmelade - von normalen Nuss-Nougat-Cremes mal ganz abgesehen.
Aber Vorsicht! Auch wenn die KH-Werte geringer sind, ist es immer noch viel und man sollte sich auf den einen Pudding beschränken und nicht gleich die Palette komplett essen.

Nützliche Links

Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr der Universität Hohenheim
Alle hier gemachten Angaben sind nach bestem Wissen genacht, es wird allerdings keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen. Die hier zusammengestellten Informationen sind kein Ersatz für eine medizinische oder diätische Beratung. Diabetes ist eine ernste Erkrankung die einer medizinischen Therapie unter ärztlicher Kontrolle bedarf.

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